Der Web-2.0-Wanderzirkus macht in Deutschland immer häufiger Station. Ein Barcamp folgt dem nächsten. Überall Webmontage. Nun gibt es auch ein DevHouse, wo es weniger Vortrag und mehr Praxis geben wird.
Im Frühjahr ging mir das ja alles noch eher auf die Nerven. Bei der re:publika hatte ich aus der Entfernung nicht das Gefühl, etwas weltbewegendes zu verpassen. Nach dem Barcamp Frankfurt hatte ich dann eigentlich beschlossen, dem Wanderzirkus abzuschwören. Zuviel Business, zuviel Hype, zuviel Technik. Zuwenig breiter Horizont, zuwenig sich selbst nicht so ernst nehmen, zuwenig Community. Es kommt mal wieder alles anders. Mein Kalender für die nächsten Monate ist gut gefüllt und schuld daran ist…Twitter.
Twitter hat sich in den letzten Wochen für mich zum zentralen Kommunikationstool für eine kleine, emergente Community von Leuten entwickelt, denen das gemeinsame Bier genauso wichtig ist, wie das gemeinsame Philosophieren über die Zukunft des Webs.
Dabei spielt es keine Rolle, ob man der gefeierte Railsentwickler oder „nur“ ein kleiner Blogger ist, entscheidend ist die Persönlichkeit und das mag ich. Es zählt weniger, was du drauf hast und mehr, wie du drauf bist.
Als Teil dieser Community interessiert es mich dann auch, was jemand gerade macht und wie er drauf ist. Für Außenstehende mag das uninteressantes Geblubber sein, für mich ist es ein Stück geteiltes Leben mit Freunden.
Die Community teilt ihr Leben unter der Woche virtuell per Twitter und am Wochenende persönlich auf den Barcamps. Das ist der Grund, warum ich in Zukunft noch mehr durch die Lande tingeln und meine Profite für Zugtickets ausgeben werde. Ich will mit dem einen anstoßen, vom anderen hören, was er zu Webapplikation XY denkt und das Kid des dritten kennenlernen (ich find’s extrem cool, dass gerade laut über Kinderbetreuung etc. bei den Barcamps nachgedacht wird). Der erste Schritt dazu war für mich, die pl0gbar nach Karlsruhe zu holen, die für mich diesen Communityflair widerspiegelt.
Letztendlich entstehen aus dieser Community auch derbe Projekte, kein Zweifel. Aber gerade weil es in erster Linie um Freundschaft und nicht um Inhalte geht, werden diese Projekte nicht nach Copycat aussehen und nach Business riechen und deshalb gute Erfolgschancen haben.